Wir bekommen ihn in die Wiege gelegt, er offenbart unseren Rang in der Gesellschaft und viel wichtiger noch: unser Denken, unsere Ziele und unsere Chancen. Hier kommen 5 Fakten zum Habitus, die Sie vielleicht noch nicht kennen.

 

1 Jeder hat einen Habitus. Aber nicht jeder Habitus zählt gleich viel.

Mit dem Habitus verhält es sich wie mit der Kommunikation: Man kann nicht keinen Habitus haben. Jeder von uns verrät durch Vorlieben und Verhalten seinen Platz in der Welt. Wahr ist allerdings: Nicht jeder Habitus genießt gleich viel Ansehen. Von dem französischen Sozialphilosophen Pierre Bourdieu stammt die folgende Unterscheidung:

  • Das Maß aller Dinge ist der gehobene Habitus der obersten Prozent der Gesellschaft. Seine Hauptkennzeichen: Formgewandtheit und das selbstverständliche Gefühl, in der Spitzenliga mitzuspielen.
  • Die breite Bevölkerung ist im Vergleich dazu durch einen Habitus des Leistungsstrebens geprägt. Die Vorzüge: Können, Anstrengungsbereitschaft und hohe Abschlüsse. Häufiger als nach den Sternen greifen Mittlere allerdings nach guten Gelegenheiten.
  • In den schwächeren Schichten überwiegt ein Habitus der Überlebenskunst. Notgedrungen begnügt man sich mit dem, was man für realistisch hält. Daraus erwachsen Stärken wie Pragmatismus und Frustrationstoleranz.

 

2 Warum der Stallgeruch weiterhin wichtig bleibt

Der Habitus bestimmt aber nicht nur das Ansehen. Von ihm hängt auch ab, wer in welchen Kreisen Anklang findet. In der Regel ist das dort der Fall, wo die anderen so ähnlich ticken wie man selbst. Der Grund ist logisch: Nichts stellt schneller Vertrauen her als ein ähnliches Denken und Verhalten – ganz gleich, wo man in der Gesellschaft steht.

Wenn fast die Hälfte eines Jahrgangs einen Hochschulabschluss vorweist, wird neben dem Können die Passung zum Treiber. Den Spitzenjob bekommt, wer a) das Zeug hat und b) den Habitus, der signalisiert: Der oder die passt zu uns!

 

3 Was Joe Kaeser, Meghan Markle und Frank-Walter Steinmeier gemeinsam haben

Heißt das, in die Topliga stoßen nur Nachkömmlinge aus privilegiertem Hause vor?

Diese Zeiten sind vorbei. Viele herausragend erfolgreiche Menschen kommen aus Arbeiter- und Mittelschichtsfamilien. Weder wurde ihnen Spitzenerfolg in die Wiege gelegt noch jedes Steinchen aus dem Weg geräumt.

Das heißt: Der Herkunftshabitus prägt. Wir können aber darüber hinauswachsen.

 

4 Woraus sozialer Erfolg sich speist

Die meisten Menschen assoziieren den Begriff „Habitus“ mit Geld und einer privilegierten Herkunft. Das alleine ist es aber nicht. Mindestens genauso bedeutsam für den gehobenen Habitus ist die Art, wie man denkt und lebt. Können, Kultiviertheit, Eloquenz, soziale Bindungen, ein gesunder, sportlicher Körper und eine stabile, optimistische Psyche sind Kapitalformen, die jeder mehren kann.

 

5 Warum ein mittlerer Habitus weit trägt, aber nicht überall hin

Die allermeisten Menschen halten Leistung, Erreichbarkeit und Überstunden für den Königsweg zum Erfolg. Leider übersehen wir dabei: Je dünner die Luft wird, desto mehr ändern sich die Regeln. Wer oben mitspielen möchte, muss die Codes der Topliga verstehen und leben. Zum Beispiel geht es auf hoher Flughöhe nicht mehr darum, andere auszustechen. Es geht darum, ihnen spürbar ähnlich zu sein.