Dr. Doris Märtin erstellt von Dr. Doris Märtin

Körpersprache
Das Florenz der Medici und was Entscheiderinnen davon lernen können

Das Frankfurter Städel Museum zeigt Maniera, eine Ausstellung über den stylish style des 16. Jahrhunderts. Das können Sie für Ihre Körpersprache davon lernen.

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In diesen Tagen hatte ich die Freude, die Ausstellung Maniera zu sehen. Ich habe den Besuch nicht nur als Kunstgenuss erlebt, sondern auch als Anregung in Sachen Kommunikation und Körpersprache.

Denn die Florentiner Manieristen, allen voran Bronzino und Pontormo, halten in ihren Bildern die sprezzatura fest: die lässig-elegante Selbstinszenierung des 16. Jahrhunderts.

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Hochstatus kommunizieren: Der selbstbewusste Auftritt ist (k)eine Kunst

Worauf es dabei ankommt, verdeutlicht speziell für Frauen ein Zyklus von fünf Damenbildern. Er lässt uns die Entwicklung eines neuen Porträttypus miterleben: das repräsentative Damenbildnis. Seinen Höhepunkt findet es in Agnolo Bronzinos Bildnis einer Dame in Rot (1533) .

Wie aus dem Lehrbuch zeigt die Dame in Rot, mit welchen Stilmitteln man sich selbstbewusst in Szene setzt. Zumindest in den klassischen Branchen ist jede Managerin gut beraten, es ihr gleich zu tun.

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Agnolo Bronzino, Bildnis einer Dame in Rot (Francesca Salviati?), um 1533, Frankfurt am Main, Städel Museum, Foto: Städel Museum – Artothek

 

#1: Kerzengerade Haltung

Die Dame in Rot sitzt hochaufgerichtet. Mit ihren breiten Puffärmeln nimmt sie sich den Platz, der ihr zusteht. Die Hände werden in all ihrer Eleganz gezeigt, weder werden sie versteckt, noch halten sie einander fest – so wirkt die  gesamte Pose souverän und trotzdem entspannt. Das bedeutet für uns: Nehmen Sie sich Raum, zeigen Sie Ihre Hände, strahlen Sie durch eine aufrechte Haltung Stärke und Status aus.

 

#2: Direkter Blick

Der taxierende Blick ist direkt auf den Betrachter gerichtet, das Kinn unmerklich angehoben. Daraus lässt sich lernen: Halten Sie den Blick, weichen Sie ihm nicht aus. Eine gerade, ruhige Kopfhaltung kommuniziert Hochstatus und Autorität.

 

#3: Dominante Farben

Gelb, rosa, grün – in allen gezeigten Damenporträts waren die Damen opulent geschmückt. Doch keine der dargestellten Damen zieht so sehr den Blick auf sich wie die Dame in Rot. Die Farben ihres Kleides, rot und schwarz, vermitteln Energie und Dominanz, die kostbaren Stoffe kommunizieren Status und Erfolg. Auch heute gilt: Mit klaren Farben wie rot, blau oder weiß zeigen Sie Persönlichkeit, Pastellfarben wirken weicher, aber auch blass und gedämpft.

 

#4: Distanz

Nicht nur die Körperhaltung, auch die sich wie ein Riegel ins Bild schiebende Armlehne zeigt: Die Dame in Rot hält den Betrachter auf Abstand. Powerfrauen von heute erreichen das Gleiche durch Distanzsymbole wie Vorzimmer, Einzelbüro und Firmenwagen. Auch wer das Du bewusst sparsam anbietet oder nicht rund um die Uhr erreichbar ist, kommuniziert Respekt gebietende Distanz. Kann man für sich nutzen. Muss man aber nicht.

 

#5: Nüchternheit

Allen Damenporträts gemeinsam ist der nüchterne architektonische Hintergrund. Bei der Dame in Rot kommt hinzu: Die Kleidung ist zwar opulent, aber schnörkellos, ohne die Rüschen und Stickereien, die noch Bronzinos kurz davor entstandene Dame in Grün zierten. Übertragen auf uns: Wer ernst genommen werden will, inszeniert sich beruflich lieber in Design-Klassikern als im Boho-Style.

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Die Körpersprache sagt alles

In der bildenden Kunst findet Kommunikation ausschließlich non-verbal statt. Deshalb nutze ich Kunstausstellungen auch gern, um meinen Blick für Körpersprache und Wirkung zu schärfen.

Und Sie? Haben Sie Lust, mehr über den Stylish Style des Manierismus zu erfahren? Bis zum 5. Juni 2016 können Sie Maniera noch im Frankfurter Städel Museum bewundern. Jetzt gleich erhalten Sie einen ausführlichen Vorgeschmack darauf im kostenlosen Digitorial.

Mein Tipp: Hingehen! Anschauen! Weitersagen!

 

Die Contentmacherin: Dr. Doris Märtin berät und unterstützt Unternehmen, Führungskräfte und Mitarbeiter, Kunden emotional intelligent anzusprechen und mit einer zeitgemäßen Sprachkultur zu überzeugen. Sie entwickelt Texte und Content, gibt Workshops, hält Vorträge und schreibt Bücher rund um die verbale und non-verbale Kommunikation.  Sie wollen mehr erfahren, was Doris Märtin für Sie tun kann? Hier kommen Sie zum Beratungsangebot. Oder schreiben Sie eine Mail an: doris.maertin@t-online.de

 

 

2 Kommentare

  1. Michael Kugel

    3. Mai 2016 at 10:16 am

    Liebe Frau Dr. Martin,

    heute war mir Ihr Newsletter ein ganz besonderer Genuss. Ich liebe die Galerie „Alte Meister“ im Kasseler Schloss Wilhelmshöhe. In 2 Wochen werde ich selbst im Städel Museum sein. Ich freue mich schon auf die Ausstellung und werde diese nun sicher mit ganz anderen Augen sehen.

    Vielen Dank.

    Herzliche Grüße aus Kassel
    Ihr
    Michael Kugel

    • Lieber Herr Kugel,

      vielen herzlichen Dank für Ihr Feedback. Für Ihren Besuch im Städel wünsche ich Ihnen viel Freude und Zeit. Für mich war „Maniera“ eines der kulturellen Highlights in diesem Jahr.

      Herzliche Grüße
      Ihre
      Doris Märtin

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