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Für sein Buch Die 7 Geheimnisse erfolgreicher Schriftsteller hat Thomas Hohensee acht Autoren interviewt. Das habe ich ihm geantwortet.

Thomas Hohensee: Wann haben Sie angefangen, Bücher zu schreiben? Was gab Ihnen die Überzeugung: Das kann ich!?

Doris Märtin: Die Initialzündung war meine Magisterarbeit. Im Gegensatz zu anderen Studierenden habe ich es fast bedauert, als sie fertig war. Auch wenn ich damals noch gewundene Satzgebilde geschrieben und mit Fachbegriffen um mich geworfen habe – ich fand es spannend, einem Thema nachzuspüren und mein Wissen in Form zu bringen. Die Freude daran treibt mich bis heute an. Im Beruf ist mir klar geworden: Ein guter Text ist nicht bloß strukturiert und faktenreich geschrieben. Sondern auch leserfreundlich: also möglichst einfach und interessant.

 

Wie kommen Sie auf Ihre Buchideen?

Viele meiner Themen wie Introversion, Smalltalk, Resilienz, Perfektionismus haben auch einen autobiografischen Hintergrund: Sie betreffen mich ganz unmittelbar. Ich habe sie mir vorgenommen, weil ich gern mehr darüber in Erfahrung bringen und mein Wissen mit anderen teilen wollte. Und natürlich stellt sich bei jeder Buchidee die Frage: Ist ein Markt für das Thema da? Wie kann ich es frisch und attraktiv verpacken? Und passt es in die aktuelle Buchlandschaft? Das muss ich wissen, um meinen Verlag überzeugen zu können.

 

Wie motivieren Sie sich, ein Buch zu beginnen und so lange weiterzuschreiben, bis es fertig ist?

Am Anfang ergibt sich die Motivation ganz von selbst: Ich spüre es physisch, ob es sich lohnt, eine Idee zu verfolgen und zu einem Konzept zu entwickeln. Dann geht es darum, zu recherchieren und eine Struktur zu finden – beides empfinde ich als eine reizvolle Aufgabe, ein Rätsel, das es zu lösen gilt. Schwieriger wird es danach: Aus einem 3-Seiten-Konzept 200 bis 300 Seiten Rohtext zu entwickeln. Diese Phase löst auch nach dem fünfzehnten Buch immer noch die Panik aus, dass es dieses Mal nicht klappen könnte. Am Schluss kommt die Kür: den Rohtext zu einem druckreifen Text zu veredeln. Diese Feingestaltung ist für mich ein springender Punkt.

 

Wie ich mich zum Durchhalten motiviere?

Zum Glück hatte ich bei allen meinen Sachbüchern immer einen Verlagsvertrag inklusive Abgabetermin, noch bevor ich mit dem ersten Kapitel begonnen habe. Beides gilt es natürlich zu erfüllen …

 

Wie haben Sie gelernt, ein Buch zu schreiben? In welchen Schritten entsteht aus Ihrer Buchidee ein Manuskript?

Ich habe Sprachen und Literatur studiert. In diesen Fächern gehört es dazu, dass man von Semester zu Semester umfangreichere Seminararbeiten schreibt. Erst 20 Seiten, später 50, irgendwann dann 250. So bin ich inkrementell in das Schreiben langer Texte hineingewachsen.

Dabei habe ich gelernt: 1. Das A und O ist eine Struktur mit Hand und Fuß. 2. Es kommt darauf an, bewusst zwischen kreativen und selbstkritischen Phasen zu wechseln. 3. Nachdem ich meine ersten Bücher geschrieben hatte, habe ich ein Buch über das Schreiben geschrieben: Erfolgreich texten. Seither ist mir noch klarer: Gute Sätze und wirkungsvolle Texte haben Methode – und die meisten dieser Methoden kann man erlernen.

 

Wo schreiben Sie? Wann schreiben Sie? Wie finden Sie die Zeit zum Schreiben?

Wenn ich Sachbücher oder Werbetexte schreibe, ist damit wenig Glamour verbunden. Ich schreibe am Schreibtisch. Zu festen Zeiten am Tag. Und wenn der Rohtext ansteht, sorge ich für unverplante Tage. Nach meiner Erfahrung entsteht ein stimmiger Text nicht zwischen Tür und Angel. Etwas anders ist es beim belletristischen Schreiben. Auch dafür kristallisiert sich ein strukturierter Schreibprozess heraus. Aber dann lasse ich meinen Gedanken gern auch im Garten oder im Café freien Lauf. Das Schreiben wird mobiler.

 

Was hält Sie vom Schreiben ab? Wie überwinden Sie solche Widerstände?

Ich neige dazu, den kürzesten Job als Erstes zu erledigen. Weil Schreiben Zeit braucht, steht es daher oft an letzter Stelle. Garantiert ideenbeflügelnd wirken Espresso und Schokolade. Leider sind dem Konsum Grenzen gesetzt! Oft stellen sich Ideen auch ganz unerwartet ein: nach einem Ausstellungsbesuch, beim Staubsaugen oder ausgelöst durch eine zufällig gehörte Bemerkung. Das sind Glücksmomente, die richtig Lust aufs Schreiben machen.

 

Was macht Ihnen beim Schreiben am meisten Spaß?

Genau das: wenn Ideen oder Formulierungen kommen, die mich selbst überraschen. Und beim Bücherschreiben: Natürlich der Moment, wenn ich das fertige Buch auspacken darf. Als Leserin würde ich meinen Kindle zwar nie mehr hergeben. Aber als Autorin gibt es nichts Schöneres für mich als das gedruckte Buch in der Hand zu halten.

 

die-7-geheimnisse-erfolgreicher-schriftsteller_9783958831384Thomas Hohensee
Die 7 Geheimnisse erfolgreicher Schriftsteller
J. Kamphausen Mediengruppe, 2017
ISBN 978-3-95883-138-4