Krimiautor Felix Leibrock gilt als „der Mankell von Weimar“. Seine Erfolgsmethode: Seine Krimis entstehen inkrementell, in einem mehrstufigen Schreibprozess. Von seinen Erfahrungen profitiert jeder, der schreibt, textet oder bloggt.
Kaum jemand jongliert beim Schreiben so viele Bälle wie ein Krimiautor: Er entwirft Charaktere zum Mitfiebern, liefert an passender Stelle die Indizien, narrt die Leser mit falschen Spuren und behält im Auge, wer wann was weiß und was nicht.
Um bei alledem die Ruhe zu bewahren, setzt Felix Leibrock, Autor der Weimar-Krimis Todesblau und Eisesgrün, auf einen klar definierten Schreibprozess. Wie in der antiken Rhetorik üblich, entwickelt er seine Romane in fünf Phasen: „Kann man übrigens vom Krimischreiben auf’s Schreiben generell übertragen!“
Phase 1: Idee ausbrüten
Am Anfang ist die Idee. Felix Leibrock entwickelt sie bevorzugt in Gesprächen – oder bei laut geführten Selbstgesprächen. Der gelernte Germanist weiß: „Heinrich von Kleist hat Recht, wenn er von der ‚allmählichen Verfertigung der Gedanken beim Reden‘ spricht.“
Phase 2: Plot entwickeln
Die Idee verdichtet Leibrock zum schriftlich fixierten Plot – dem Handlungsgerüst. Das bedeutet: Ein erstes, grundlegendes Arbeitsergebnis ist da! „Ich habe im Plot vielleicht 25 Szenen/Kapitel, es werden aber 50 bis 60 insgesamt.“
Tipp: Wer Sachtexte schreibt, spricht nicht von Plot, sondern von Gliederung, Struktur oder gegebenenfalls Redaktionsplan. Egal, wie Sie das erste Arbeitsergebnis nennen: Es ist der Fahrplan, auf dem alles fußt. Und sollte daher Hand und Fuß haben!
Phase 3: Rohtext schreiben
Jetzt geht es zur Sache. Nach und nach füllt sich das Handlungsgerüst mit Leben. Für Felix Leibrock bedeutet das: Die Recherche rückt in den Mittelpunkt. Am liebsten führt er dazu Gespräche mit Expertinnen und Zeitzeugen. Denn: „Was die sagen, ist authentisch, manchmal ist das Gesagte schon druckreif. Ein Beispiel: Wer hätte mir besser erklären können, wie man eine Leiche in einem großen Eiswürfel eingefriert als ein Ingenieur für Kühlanlagen?“
Tipp: Schreiben Sie Ihren Rohtext frei von der Leber weg. Produzieren Sie Textmaterial! Der Feinschliff kommt später! Außerdem wichtig: Sehen Sie das Handlungsgerüst als Stütze, aber lassen Sie sich nicht einengen. „Es gibt auch eine allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Schreiben“, sagt Felix Leibrock.
Phase 4: Redigieren
Jetzt bekommt der Text seinen inhaltlichen und sprachlichen Schliff. Satz für Satz gilt es, Unklares zu präzisieren, Überflüssiges zu streichen und Details zu ergänzen. Felix Leibrock gibt dazu folgende Tipps:
- Dialoge laut vorlesen
- Keine Modalverben wie können, müssen, dürfen, sollen
- Möglichst kein Passiv
- Keine überflüssigen Adjektive – und die meisten sind überflüssig
- Keine Beschreibung, wie jemand was sagt. Also nicht: „sagte er mit zitternder Stimme“, das muss aus der gesprochenen Rede selbst hervorgehen.
Phase 5: Polieren
Am Schluss eliminieren Sie letzte sprachliche Mängel, Tipp- und Rechtschreibfehler und Verstöße gegen die Zeichensetzung. Die Qualitätssicherung stellt sicher, dass Ihr Text professionell und glaubwürdig wirkt.
Zum Weiterlesen
Das Ergebnis von Felix Leibrocks Schreibprozess sind die Weimar-Krimis Todesblau und Eisesgrün. Das sympathisch bodenständige Ermittlerduo Sascha Woltmann und Mandy Hoppe bekommt es mit Nazi-Raubkunst, Saubermännern, Menschenversuchen und einer spektakulär konservierten Leiche zu tun. Mitkombinieren! Übrigens: 2017 erscheint der dritte Weimar-Krimi! Felix Leibrock steckt gerade in Phase 3 – beim Rohtext.
Felix Leibrock: Todesblau | Knaur, 352 Seiten
Felix Leibrock: Eisesgrün | Knaur, 367 Seiten