Wie Qualität entsteht, weshalb sie ihren Preis hat und  warum nicht jede E-Mail den Literaturpreis gewinnen muss.

Die Seidentücher einer französischen Luxusmarke kosten um die vierhundert Euro. Ziemlich viel für ein Halstuch, vermutlich zahlt man die Hälfte davon für das Prestige. Dachte ich jedenfalls. Bis ich eines besseren belehrt wurde. In einem Museum zeigten Handwerker des Labels, wie unglaublich aufwändig ein solches Tuch hergestellt wird. Von den künstlerischen Entwürfen bis zur sorgfältigen Übertragung auf den Stoff in zahlreichen Arbeitsgängen. Plötzlich fand ich den Preis sogar ziemlich angemessen. Ob man sich das leisten kann oder will, steht auf einem anderen Blatt, aber die Qualität beeindruckte mich.

 

978-3-451-60006-7_PF01_U_FINAL.inddGarantiert qualitätsvoll:

Eva Wlodarek
Vertrau dem Leben
Von A wie Abenteuergeist bis Z wie Zeitreise
Verlag Herder, 144 Seiten
ISBN 3451600064

 

 

Qualität ist kein Zufall

Qualität – das Wort benutzen wir ganz selbstverständlich, und offenbar  weiß jeder, was damit gemeint ist: Ein besonders gutes Produkt oder eine hervorragende Dienstleistung. Experten zitieren dazu gerne den amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler William Foster: „Qualität ist niemals Zufall; sie ist immer das Ergebnis hoher Ziele, aufrichtiger Bemühung, intelligenter Vorgehensweise und geschickter Ausführung.“ Da ist tatsächlich alles drin.

 

Blogbeitrag Qualität

Qualität = Können + Disziplin

Als erstes gilt: Qualität muss man herstellen wollen. Schließlich könnten wir es uns auch einfach machen. Als Lehrer den Unterricht improvisieren, statt ihn gründlich vorzubereiten. Als Journalistin sich nur oberflächlich bei Google informieren, statt genau zu recherchieren. Als Bäcker Fabrik-Rohlinge in den Ofen schieben, statt die Brötchen selbst zu backen. Qualität zu wollen, hat viel mit dem Wunsch nach Perfektion zu tun. Uns ist daran gelegen, etwas zu schaffen oder zu bewirken, auf das wir stolz sein dürfen oder für das wir Anerkennung erhalten. Doch sich ein hohes Ziel zu setzen und sich viel Mühe zu geben, reicht allein nicht aus. Es muss auch Können hinzukommen. Sonst ergeht es uns wie dem Künstler, den der Schriftsteller Eugen Roth humorvoll beschreibt:

Ein Mensch malt, vor Begeisterung wild,
drei Jahre lang an einem Bild.
Dann legt er stolz den Pinsel hin
Und sagt: „Da steckt viel Arbeit drin“.
Doch damit war´s auch leider aus
Die Arbeit kam nicht mehr heraus.

Qualität schüttelt man nicht mal eben aus dem Ärmel, da reicht auch kein Talent. Etwas Hochwertiges herzustellen, setzt Wissen und Erfahrung voraus. Das gilt nicht nur konkret fürs Handwerk, sondern ebenso, um einen fesselnden Vortrag zu halten oder um in der Medizin bei schwierigen Fällen eine zutreffende Diagnose zu stellen. Deshalb kann man qualitätsbewussten Anfängern nur dazu raten, in ihrem Bereich konsequent zu üben. Es müssen nicht unbedingt die zehn Jahre sein, die es laut dem Nobelpreisträger Alexander Simon bis zur Exzellenz braucht, doch Geduld und Disziplin sind unbedingt notwendig.

 

Qualität ist ein Argument. Aber nicht das einzige.

Wir sind aber nicht nur Hersteller, sondern urteilen auch als Kunden oder Nutzer über den Wert eines Angebotes. Da stellt sich zunächst die Frage: Wollen wir überhaupt in jedem Fall Qualität? Der Werbeslogan „Geiz ist geil“ deutet eher auf andere Kriterien. Der Preis ist wichtiger. Möglich ist auch, dass es schnell gehen soll. Keine sorgfältig zubereitete Mahlzeit, lieber rasch serviertes Fastfood. Anders ist es bei Dingen, von denen wir uns Langlebigkeit wünschen, wie etwa Werkzeuge, Autos, Möbel, besondere Kleidung. Wenn die nicht halten, was wir uns von ihnen versprechen, sind wir enttäuscht. Im Internet finden sich jede Menge empörter Kommentare zu mangelhaften Produkten und Dienstleistungen.

 

Und wie halten Sie es mit der Qualität?

Ob nun als Sender oder Empfänger, sich mit der eigenen Einstellung zur Qualität zu befassen, lohnt sich:

  • Wo will ich Qualität abliefern, weil es von Bedeutung ist? Und wo kann ich auch mal Fünfe gerade sein lassen? Auf diese Weise setzen wir Prioritäten und vermeiden Überlastung. Möglicherweise ist es sinnvoll, ein perfektes Protokoll zu formulieren, doch nicht jede Email muss den Literaturpreis gewinnen.
  • Wo sollte ich beim Konsum bereit sein, mehr anzulegen, um Qualität zu erhalten? In den Bereichen, die uns wirklich wichtig sind, macht nur sie glücklich und zufrieden. Sei es ein Konzert für Musikliebhaber, ein Hotel für Reiselustige oder ein Messerset für den Hobbykoch.

Last but not least: Wie steht es eigentlich mit unserer Lebensqualität?

 

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