Englisch ist nicht nur Weltsprache. Auch die angelsächsische Art, wie man etwas sagt, hat sich zum internationalen Standard entwickelt. Smalltalk, Understatement und Fairplay kommen auf der ganzen Welt gut an.
Englisch ist in Deutschland und Österreich die Nummer 1 unter den Fremdsprachen. Dennoch bleibt uns allen noch reichlich Luft nach oben. Das jedenfalls bescheinigt der irische Experte für interkulturelle Kommunikation James McCabe:
„Gäbe es eine ‚kulturelle Grammatik‘, würden die meisten deutschen Muttersprachler zeitlebens den Global Test nicht bestehen.“ James McCabe
Kulturelle Unterschiede im sprachlichen Verhalten lernt man nämlich nicht aus dem Englischbuch. Auch Fortgeschrittene neigen dazu, die heimischen Sprachgewohnheiten eins zu eins zu übersetzen. Dass Angelsachsen vieles subtiler formulieren als wir, fällt dabei oft unter den Tisch.
Anrede: »My name is Bond, James Bond«
Die Ansicht, im Englischen seien alle per Du, ist weit verbreitet, aber falsch. Sprachgeschichtlich entspricht das englische you nämlich unserem Sie. Es überlebte als die höflichere Anrede, nachdem das familiäre, unserem du vergleichbare thou aus der Sprache verschwand.
Richtig ist, dass Angelsachsen rasant zum Vornamen übergehen. Missverstehen Sie die unkomplizierte Anrede nicht als Freundschaftsbeweis. Sie lädt weder zu einem lockereren Ton ein noch verwischt sie Rang- oder Altersunterschiede. Ihr Vertrautheitsgrad ist dem der Sie+Vorname-Anrede vergleichbar.
Smalltalk: »Lovely day today«
Mit dem Smalltalk haben die Angelsachsen eine Kommunikationsform erfunden, in der sie uns ein paar Jahrhunderte voraus sind. Beliebtestes Thema: Das Wetter. In seiner Inhaltslosigkeit schlägt es Brücken und bietet Gelegenheit, einander zu bestätigen: „Yes, it’s quite windy, isn’t it?“ Themenübergreifende Elementarteilchen des Smalltalk sind: Fragen, Komplimente und kleine Informationen über die eigene Person.
Enthusiasmus: »It’s wonderful, it’s marvellous«
Great, lovely, amazing – vor allem die Amerikaner verströmen Anerkennung nach dem Gießkannenprinzip. Fremden und Freunden gleichermaßen liebenswürdig zu begegnen, gilt als Zeichen von good attitude. Mitteleuropäer strahlen Wärme eher nach dem Leuchtturmprinzip aus: als Zeichen eines besonderen Vertrauens.
Tipp: Ob in Washington oder Wien – Enthusiasmus und Anerkennung wirken auf Anhieb sympathisch und steigern die Leistung.
Understatement: »Oh, I’m not nearly that clever«
Bei uns gilt ein selbstgewisser Auftritt als Königsweg zum Erfolg. Gebildete Briten und Amerikaner kommuniziere Größe oft durch das gegenteilige Verhalten: Man macht sich kleiner als man ist. Nicht nur Status und Erfolg werden heruntergespielt. Auch Krisen kleidet man, so man überhaupt darüber spricht, in möglichst leise Worte.
Wichtig: Verwechseln Sie Understatement niemals mit Unsicherheit. Wenn Angelsachsen tiefstapeln, dann häufig, um Erreichtes mühelos wirken zu lassen. Never let them see you sweat, heißt die Devise. Auf gut deutsch: Erfolg hat man. Aber man behandelt ihn so entspannt wie ein altes Tweedjacket.
Typisch England: Erfolg behandelt man so lässig wie ein altes Tweedjacket Klick um zu Tweeten
Konfliktmanagement: »I am not too happy about it«
Auch wenn es hart auf hart geht – bei den Briten gehört es zum Nationalcharakter, niemandem zu nahe zu treten. Die Amerikaner halten eine Kultur des easy-going hoch. Beides schlägt sich in Formulierungen nieder, die einer guten Zahnbehandlung entsprechen: Sie sind so behutsam wie möglich, aber bohrend genug, um zur Wurzel des Übels vorzudringen: „You might want to go over the budget once more.“
Gut zu wissen: Was wie ein Vorschlag klingt, ist sehr ernst gemeint. Die Zweifel werden nur gesichtswahrender formuliert als bei uns.
Rhetorik: »1000 songs in your pocket«
Bei uns dominiert ein sachlich-nüchterner Redestil. Briten und Amerikaner setzen ihre Themen deutlich gehirngerechter in Szene: Infos und Ideen werden zugespitzt, emotionalisiert und eingängig in Slogans und Storys gepackt. Man kann diese Art von Rhetorik pathetisch finden und doch ihrer Sogkraft erliegen: Davon zeugt die Beliebtheit, die die TED-Talks oder die Präsentationen von Steve Jobs auch hierzulande genießen.