Intros reden anders. Extros auch. Das verdeutlichen Kanzlerin Angela Merkel und Theatermacher Martin Kusej.

Befragt nach ihren Kochkünsten sagt die Kanzlerin: „Mein Mann beschwert sich selten“. Das Understatement ist typisch introvertiert. Der Regisseur äußert sich direkter: „Ich bin ein toller Koch.“ Das ist typisch extravertiert: Man formuliert forsch seinen Expertenstatus.

Der eine Kommunikationsstil ist nicht schlechter als der andere. Doch ob im Kundenkontakt oder im gemischten Team – wenn Intros und Extros an einem Tisch sitzen, löst der Unterschied im Sprechverhalten Irritationen aus:

  • Die nach innen gewandten Introvertierten fühlen sich im Gespräch mit Extravertierten oft unterlegen und manchmal unterbuttert.
  • Die nach außen gewandten Extravertierten fürchten,  Introvertierte könnten sie als oberflächlich und selbstdarstellerisch abtun.

 

Intro-Extro-Test: Bin ich introvertiert oder extravertiert?

Sie wissen nicht, ob Sie mehr Intro oder eher Extro sind? Dann nehmen Sie sich eine Minute Zeit für den wohl schnellsten Intro-Extro-Test der Welt.

 

Intro-Extro-Kommunikation: Diese 7 Unterschiede müssen Sie kennen

Wenn Gespräche zwischen Extravertierten und Introvertierten holprig verlaufen, liegt das an kleinen, aber entscheidenden Unterschieden im Kommunikationsverhalten.

 

Unterschied #1: Beim Entwickeln von Gedanken

Intros denken erst und äußern sich dann. Deshalb werfen sie selten eine unausgegorene Idee in die Runde. Dafür haben ihre Beiträge oft mehr Substanz. Intro-Tipp: Wagen Sie Spontaneität! Nicht jeder Redebeitrag muss druckreif sein!

Extros entwickeln ihre Gedanken beim Sprechen. Was sie sagen, klingt manchmal unfertig, dafür sprechen sie aber länger und öfter als Intros und wirken entsprechend engagierter. Extro-Tipp: Intro-Gesprächspartner fühlen sich von planlosem Gerede überstimuliert und wehren ab. Machen Sie eine 1-Sekunden-Pause, bevor Sie sprechen. Die Wirkung ist sofort hörbar: Sie klingen kompetenter und durchdachter.

 

Unterschied #2: Beim sozialen Abstand

Intros schätzen persönlichen Raum und wollen sich nicht aufdrängen. Sie vermeiden Gedränge und Körperkontakt. Intro-Tipp: Ob beim Händeschütteln oder bei der Grußformel eine Mail: Im Umgang mit Extros kann es sinnvoll sein, eine winzige Spur mehr Nähe herzustellen.

Extros stehen gern im Mittelpunkt, Gewühl und Gedränge machen ihnen wenig aus. Umarmungen, Schulterklopfen und High-Five sind üblich ebenso wie die Floskel „Liebe Grüße“, teilweise auch im Job. Extro-Tipp: Geben Sie Intros genügend Raum – und bieten Sie das Du nicht gleich beim ersten Kontakt an.

 

Unterschied #3: Bei den Pausen

Intros lassen in der Regel lange Gesprächspausen entstehen. In dieser Zeit verarbeiten sie das Gesagte und wägen ihre nächsten Worte. Intro-Tipp: Machen Sie sich bewusst, dass Extro- Gesprächspartner eine Gesprächspause schnell unangenehm finden.

Extros finden es unerträglich, wenn das Gespräch zu verebben droht. Eine Pause des Gesprächspartners überbrücken sie durch Weiterreden. Extro-Tipp: Halten Sie Pausen aus, schauen Sie Ihr Intro-Gegenüber freundlich-abwartend an.

 

Unterschied #4: Bei der Lautstärke

Intros sprechen meist leiser und monotoner als Extros. Ihre Redebeträge wirken dadurch sachlich, aber auch farblos. Deshalb finden sie manchmal weniger Anklang als sie verdienen. Intro-Tipp: Schulen Sie sich darin, mit extravertierten Gesprächspartner etwas lebhafter zu sprechen als gewohnt.

Extros sprechen meistens lauter und schneller als Intros, variieren die Satzmelodie stärker und artikulieren betonter. Ihre Redebeiträge sind nicht zu überhören. Extro-Tipp: Intros vertrauen Ihnen mehr, wenn Sie etwas ruhiger und sachlicher sprechen als gewohnt.

 

Unterschied #5: Bei der Behandlung von Themen

Intros gehen gern in die Tiefe und behandeln Themen ausführlich. Intro-Tipp: Wechseln Sie das Thema, wenn ein Extro-Gesprächspartner gelangweilt wirkt. Vor allem beim Smalltalk gilt: Je mehr Themen berührt werden, desto eher ist für jeden etwas dabei.    

Extros springen häufig von Thema zu Thema und bleiben dabei an der Oberfläche. Extro-Tipp: Vertiefen Sie ein Thema, wenn Sie merken: Ihr Intro-Gesprächspartner findet interessant, worüber gerade geredet wird.

 

Unterschied #6: Bei der Wortwahl

Intros formulieren so bescheiden und nüchtern wie sie sind. Das ist objektiv – führt aber dazu, dass ein Intro-Erfolg nie so spannend klingt wie der eines Extro. Intro-Tipp: Wagen Sie etwas mehr Emotion. Statt „in Ordnung“ können Sie auch sagen: perfekt, ausgezeichnet, großartig, ich freue mich, vielen herzlichen Dank …      

Extros beschreiben die genau gleiche Leistung mit enthusiastischen Worten. Die meisten tun das nicht, um sich wichtig zu machen. Sie begeistern sich einfach gern und es gehört zu ihrem Naturell, das Positive zu betonen. Extro-Tipp: Auf einen Intro-Gesprächspartner wirken Sie sympathischer, wenn Sie Ihre Erfolge selbstironisch und mit Understatement kommentieren.

 

Unterschied #7: Beim Augenkontakt

Intros sprechen hochkonzentriert. Deshalb richten  sie beim Sprechen die Aufmerksamkeit nach innen und wenden die Augen ab. Beim Zuhören neigen sie dagegen dazu, den Gesprächspartner zu fixieren, um jedes Detail zu erfassen.

Extros stellen beim Sprechen bewusst und gekonnt Augenkontakt her. Beim Zuhören schweift ihr Blick dagegen schnell einmal ab – ein Zeichen, dass sie nicht bei der Sache sind.

Intro- und Extrotipp: Finden Sie beim Augenkontakt ein mittleres Maß. Achten Sie bewusst darauf, sowohl beim Reden als auch beim Zuhören über den Blick in Kontakt zu bleiben – natürlich, ohne den Gesprächspartner anzustarren.

  

Intro-Extro-Kommunikation: So reden Sie nicht mehr aneinander vorbei

Sie wissen jetzt genau, wie sich Intros und Extros in der Kommunikation unterscheiden. Nehmen Sie diese Unterschiede künftig bewusst wahr! Sie werden feststellen: Wenn Sie das Verhalten Ihres Gesprächspartners ein wenig spiegeln, klappt die Kommunikation auf Anhieb besser.

Übrigens: Das achtsame Eingehen auf den Gesprächspartner kommt Ihnen auch selbst zugute. Am erfolgreichsten kommuniziert nämlich, wer die Stärken beider Persönlichkeitstypen im Repertoire hat: den ruhigen, reflektierten Gesprächsstil der Intros genauso wie die optimistische, selbstbewusste Sprechweise der Extros.

Die Inhalte dieses Artikels sind dem Kapitel „Entfalten Sie sich im Gespräch“ in meinem Buch Leise gewinnt entnommen.

 

À propos Intro-Extro-Kommunikation:

Das könnte Sie auch interessieren: